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Gedichte der Frühperiode

 

Das Grab in der Steppe

Aus dem Gedichtband: "Und wir marschierten.
Tagebuch von der Ostfront"


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Der Pflüger

Aus dem Gedichtband: "Und wir marschierten.
Tagebuch von der Ostfront"


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Vor dem Bild der Urgroßmutter


Aus der Ortschronik: "Kleinsankpeter - Totina"

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Gedichte von heute

 

Worte

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Letzter Besuch

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Frage und Antwort

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Gedichte : Das Grab in der Steppe
aus dem Gedichtband:
"Und wir marschierten. Tagebuch von der Ostfront"
 

Ein Grab im stillen Steppengras,
So einsam und allein;
Die Wolken ziehen drüber hin,
Und Sperber gellend schrein.

Die Erde ist noch frisch und feucht,
Und sinnend bleib ich stehn:
Ein Schwabenjunge musste hier
Zu früh zur Ruhe gehen-

Im Bachesgrund noch Blumen blühn,
Und stumm steig ich hinab.
Ich pflücke einen kargen Strauß,
Den leg ich auf das Grab

Und plötzlich wird der Himmel trüb,
Die Sonne nicht mehr scheint.
Mir war’s, als hörte ich im Wind,
Wie eine Mutter weint.

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Gedichte : Der Pflüger
aus dem Gedichtband : "Und wir marschierten.
Tagebuch von der Ostfront"
 

Der Rückmarsch kreuzte schon den schnellen Bug,
Der Wind vom Meere trug den Frühling her;
Ein alter Russe führte seinen Pflug,
Da seufzte Helmer. Seine Brust ging schwer.

Und stumm und starr stand er am Straßenrand,
Sein Auge hing gebannt an dem Gespann;
Dann ging ein Zucken über seine Hand –
Und plötzlich lief er zu dem alten Mann.

Der wähnte seine Rosse schon entführt,
Und jedes seiner Worte war ein Flehn;
Doch als die beiden Blicke sich berührt,
Stand über allen Worten das Verstehn.

Nun fasste Helmer nach des Pfluges Sterz,
Der Russe rief den Gäulen etwas zu –
Und des Soldaten krieggequältes Herz
Ward mild durchflutet von der tiefen Ruh

Des Pflügers, der der Menschheit Brote reicht.
Und Helmer pflügte tief, ergriffen, stumm.
Er kam zurück mit Schritten fest und leicht.
Beim Weitermarsch sah er sich oft noch um.

Die andern schwiegen. Doch ein heller Glanz
War’s plötzlich der aus müden Augen brach.
Sahn sie die Saat, den vollen Erntekranz?
Sie alle sahen ihn – doch keiner sprach

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Gedichte : Vor dem Bild der Urgroßmutter

Du bist nun schon so lange tot,

dein Leib ruht unter Lehm und Sand...

Doch hängt dein  Bild noch an der Wand,

umglüht vom ersten Morgenrot.

 

Der rote Strahl grüßt dich wie einst,

da du als erste gingst durchs Haus

und Nacht und Dämmern triebst hinaus –

doch niemand sieht es, dass du weinst!

 

Du weinst, weil Haus und  Scheunen leer,

die du mit zähem Fleiß gefüllt.

Dein Blick, von tiefstem Schmerz verhüllt,

 

ist kummervoll und tränenschwer.

Sieh her – wie sind wir doch verwaist!

Wann kehrst du wieder, guter Geist?

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Gedichte : Worte, 1982

Warum so versiegelt die Worte?
Schiebt doch
den Riegel zurück!
Worte sind offene Tore
kein tiefvergrabener Schatz
sind Wege zu dir
zu mir
zu uns allen

Worte sind Früchte am Baum
reifen lange
im Dunkel des Schweigens
und leuchten in fröhlichen Farben
wenn ihre Zeit
ist gekommen.
Laßt leuchten die Worte!

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Gedichte : Letzter Besuch, 1994

Alle Pfade, alle Wege,

die wir Hand in Hand gegangen,

sind von Wildnis eingefangen.

 

Sind dies noch die Lerchenfluren,

wo wir einst, nach Krieg und Not,

geerntet unser letztes Brot?

 

Alle Türen, alle Tore,

offen einst, uns zu empfangen -

sind versperrt mit Brett und Stangen.

 

Alle Bäume in den Gärten,

die mit Früchten nie gegeizt –

sind längst gefällt, zersägt, verheizt!

 

Alle Glocken, die uns riefen,

längst erstarrt nach letztem Schwingen –

keine Hand bringt sie zum Klingen....

 

Auf den Gräbern, die wir pflegten,

wo der Schmerz verliert das Wort –

die letzte Blume ist verdorrt.

 

So laßt uns noch zum Himmel schauen,

sein Goldblau greifen mit der Hand!

Ach! Grau ist er, wie dieses Land!

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Gedichte : Frage und Antwort, 1999

Brauchst Du den Mut,
daran zu denken,
daß deine Tage sind gezählt?
Was hast Du noch
der Welt zu schenken,
die dich zu ihrem Gast erwählt?

Acht Jahrzehnte zeichnen
deine Stirn,
fragen: Wie tüchtig ist
noch dein Gehirn?
Wie heiß ist noch dein Herz?
Wie groß ist über das,
was du schon verloren,
jetzt dein Schmerz?

Die Antwort kann nur sein:
Ich lebe noch!
In Liebe und im Schmerz –
und schaffe Neues,
solange schlägt das Herz!

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